In einem Artikel in der aktuellen Ausgabe der Energiefachzeitschrift „Energiewirtschaftliche Tagesfragen“ diskutieren Jens Perner und Michael Zähringer von Frontier (Europa), ob eine Dynamisierung von Strompreisbestandteilen, wie der EEG-Umlage, eine verbesserte Kopplung des Stromsystems mit anderen energieverbrauchenden Sektoren (Wärme, Transport) verbessern kann.
Deutschland strebt eine Senkung der CO2-Emissionen um 40 % bis 2020 und 80 bis 95 % bis 2050 gegenüber dem Niveau von 1990 an. Um dieses Ziel zu erreichen, soll der Anteil erneuerbarer Energien im Stromsektor auf über 80 % bis zum Jahr 2050 steigen. Um eine sichere, kostengünstige und umweltverträgliche Energieversorgung zu gewährleisten, strebt die Bundesregierung eine stärkere Flexibilisierung des Stromsystems und den sektorübergreifenden Einsatz von (umweltfreundlichem) Strom z.B. im Wärme- oder Verkehrssektor an.
Staatlich induzierte Strompreisbestandteile wie Steuern, Abgaben und Umlagen machen einen Großteil des Endkundenpreises für Strom aus, z. B. bei Haushalten mehr als 50 %. Kommen regulierte Netzentgelte hinzu, steigt dieser Anteil auf rund 75 %. Diese Preisbestandteile werden vorwiegend statisch, d. h. zeitlich nicht variabel, erhoben und fallen auch in Zeiten mit Stromüberschüssen und niedrigen Börsenpreisen in voller Höhe an. Dies verteuert Strom für die Nutzung über Sektorengrenzen hinweg und bildet ein entscheidendes Hemmnis für die Sektorkopplung.
Durch eine Dynamisierung, d.h. der Kopplung an einen Strompreis, dessen Höhe ein Signal für die Knappheit des Gutes Strom signalisiert, kann beispielsweise die heute jährlich konstant gehaltene EEG-Umlage in ein zusätzliches stündliches Knappheitssignal umgewandelt werden. Hierdurch wird u. a. erreicht, dass die Kostenbelastung der Stromkunden in den Niedrigpreisstunden gleichlaufend mit dem Stromgroßhandelspreis abnimmt. Wie eine gemeinsame Studie von Frontier (Europa) und BET für das Bundeswirtschaftsministerium gezeigt hat, verursacht eine vollumfängliche Dynamisierung der EEG-Umlage in allen Stunden des Jahres jedoch neue Verzerrungen im Wettbewerb zwischen den Flexibilitätsoptionen im Stromsektor. Daher ist eine Dynamisierung nur sinnvoll, wenn sie zielgerichtet auf Niedrigpreisstunden wirkt.
Für eine effiziente Sektorkopplung, deren Bedeutung mit dem voranschreitenden Ausbau der erneuerbaren Energien im Stromsektor steigt, ist eine „Insellösung“ wie die Dynamisierung der EEG-Umlage allerdings nur ein erster Baustein. Langfristig erscheint eine grundlegende sektorenübergreifende Reform der staatlich induzierten Preisbestandteile notwendig, um eine effiziente Kopplung der Sektoren und damit energie- und umweltpolitischen Ziele kostengünstiger zu erreichen.
Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an Miriam Rau (m.rau@frontier-economics.com, +49 (0) 221 337 131 00Call: +49 (0) 221 337 131 00).