Schon lange ist bekannt, wie sehr Technologie mit Wirtschaftswachstum und Lebensstandard zusammenhängt

Und täglich kommen neue, bahnbrechende Technologien hinzu.

Ob KI, modernste Halbleiter, Quanteninformatik, Biotechnologie oder fortschrittliche Konnektivität – alle haben das Potenzial, bisher bekanntes auf den Kopf zu stellen.

Entsprechend hat sich die politische Debatte weiter verschärft. Denn Technologien sind nicht nur Motor für Wirtschaftswachstum. Sie unterliegen oft auch strategischen Überlegungen, wie beispielsweise im Militärsektor. Vor diesem Hintergrund hat die Europäische Union 2023 ihre Strategie für wirtschaftliche Sicherheit ins Leben gerufen mit dem Ziel, neben der wirtschaftlichen Sicherheit der EU auch die Handels-, Investitions- und Forschungsoffenheit für die Wirtschaftszweige der EU zu sichern.

Frontier wurde von Digital Europe damit beauftragt, die Positionierung der EU zu diesen Technologien zu untersuchen. In unserem Bericht analysieren wir, inwieweit die EU einem Lieferrisiko ausgesetzt ist, das durch den Grad der Markt- und geografischen Konzentration von Schlüsselaktivitäten in ihren Wertschöpfungsketten außerhalb der EU definiert ist. Außerdem haben wir die Wettbewerbsfähigkeit der EU in diesen Wertschöpfungsketten gemessen.

Aus unserer Arbeit ergeben sich zwei zentrale Erkenntnisse:

  • Erstens muss die EU in technologischer Hinsicht erhebliche Anstrengungen unternehmen, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und mit der Industry Best Practice mitzuhalten. Dies gilt insbesondere für die Bereiche KI und fortgeschrittene Halbleiter, wo die EU unseren Berechnungen zufolge um etwa 25 - 30 % hinter den Vereinigten Staaten zurück liegt.
  • Zweitens ist die Wettbewerbsfähigkeit zentraler Schlüsselfaktor für die wirtschaftliche Sicherheit der EU.

Diese Erkenntnisse wiederum haben enorme politische Auswirkungen. Alle diese Technologien funktionieren in globalen Wertschöpfungsketten, in denen sie eingebettet sind. Wettbewerbsfähigkeit und damit wirtschaftliche Sicherheit lassen sich nicht durch ein politisches Paradigma erzielen, das auf „technologischer Souveränität“ beruht und auf restriktive, protektionistische Maßnahmen setzt. Solche Maßnahmen (z. B. Anforderungen an den lokalen Inhalt) würden den in der Analyse ermittelten Sachzwängen nicht gerecht. Die EU steht vor enormen Herausforderungen, wenn sie ihr gut entwickeltes F&E Portfolio in wirtschaftliche Innovationen und Wertschöpfung übersetzen möchte. Und sie wäre gut beraten, diese Herausforderungen anzugehen. Auch die Beseitigung der seit langem bestehenden Lücken bei der Vollendung des Binnenmarktes, insbesondere bei den Dienstleistungen, gehören ebenfalls unbedingt auf die politische Agenda.

Dies gilt insbesondere in Zeiten, in denen der Druck auf die Politik aufgrund innerpolitscher Vorgaben und nationaler Präferenzen sehr groß ist. Andernfalls drohen erhebliche negative Auswirkungen auf den Lebensstandard. So liegt das Pro-Kopf-BIP der EU etwa 30 % unter dem der USA, was zufällig in etwa der gleichen Größenordnung entspricht, um die die EU unseren Analysen zufolge bei wichtigen Schlüsseltechnologien hinter den Vereinigten Staaten zurückliegt. Die EU kann es sich daher nicht leisten, so weiterzumachen wie bisher, geschweige denn, zu einer Politik der Vergangenheit zurückzukehren.