Welchen Wert haben Stromverteilnetze in der Energiewende?

Welchen Wert haben Stromverteilnetze in der Energiewende?

Frontier Economics (gemeinsam mit IAEW/RWTH Aachen) wurde von E.On beauftragt, den volkswirtschaftlichen Wert von Stromverteilnetzen für die Energiewende in Deutschland zu analysieren und mögliche Konsequenzen bei einer "Regulierung unter Unsicherheit" aufzuzeigen.

Die Energiewende stellt die gesamte Energiewirtschaft vor große Herausforderungen. Die Dekarbonisierung unserer Volkswirtschaft erfordert den Ausstieg aus der CO2-emittierenden Stromerzeugung und deren Substitution durch CO2-neutrale Alternativen wie Windenergie- und PV-Anlagen. Das Gros dieser Anlagen wird an die Verteilnetze angeschlossen werden. Die Dekarbonisierung von Sektoren wie Wärme und Verkehr führt zu einem deutlichen Anstieg von Wärmepumpen und Elektrofahrzeugen – wiederum mit entsprechenden Anforderungen an die Stromverteilnetze.

Frontier Economics hat gemeinsam mit IAEW/RWTH Aachen im Auftrag von E.On die volkswirtschaftlichen Kosten eines Ausbleibens von Investitionen in die Stromverteilnetze ermittelt.

Im Ergebnis zeigt sich, dass die Netto-Systemkosten einer langfristigen Unterdimensionierung der Verteilnetze in einer Größenordnung von 10-30% im Jahr 2030 bei 0,1 Mrd.€ bis 0,3 Mrd. € liegen und dann bis zum Jahr 2050 auf 2,6 Mrd.€ bis 4,2 Mrd. € ansteigen. Die Einschränkungen des Stromsystems (für Erzeuger und Verbraucher) aus unterdimensionierten Netzen sind also deutlich teurer als die „Einsparungen“ aus nicht getätigten Investitionen im Netzbereich.

Aus regulatorischer Sicht stellt sich zudem die praktische Herausforderung der Regulierung unter Unsicherheit, d.h. der Regulierer verfügt über keine „Glaskugel“, sondern muss seine Entscheidungen unter Unsicherheit über die Zukunft treffen (dies ist unabhängig vom Thema der asymmetrischen Information zwischen Netzbetreiber und Regulierer). Es kann also in Summe ungewollt zu einem „zu strengen“ oder „zu milden“ Regulierungsrahmen kommen - mit entsprechenden Konsequenzen für das Investitionsverhalten von  Netzbetreibern.

In unserer Studie haben wir die volkswirtschaftlichen Kosten einer „ungewollt zu strengen“ Regulierung (die eine Unterdimensionierung der Stromverteilnetze bewirken kann) mit einer „ungewollt zu milden“ Regulierung (die eine Überdimensionierung der Stromnetze bewirken kann) verglichen.

Im Ergebnis zeigt sich, dass die volkswirtschaftlichen Kosten aus Unsicherheit asymmetrisch verteilt sind, d.h. im Falle einer ungewollten Abweichung vom Idealpunkt wird es in beiden Fällen teurer: die Kosten bei Unterdimensionierung übersteigen hierbei die der Kosten bei Überdimensionierung jedoch deutlich. Engpasskosten sind in der Regel sprungfixe Kosten, d.h. ist die Kapazitätsgrenze eines Netzes erst einmal erreicht, die Systemkosten mit dem Grad der Unterdimensionierung über die Zeit schnell und überproportional an .

Die Ergebnisse der Studie (Kurzfassung) wurden durch Dr Christoph Gatzen im E.On Digital Energy Talk gemeinsam mit Univ-Prof. Dr-Ing Albert Moser (IAEW/RWTH Aachen) und Dr. Thomas König (COO-Networks, E.ON) einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt.

Frontier berät regelmäßig Unternehmen zu Regulierung, Erneuerbare und strategische Fragestellungen.