Die Rolle von erneuerbarem Flüssiggas für eine erfolgreiche Energiewende

Lösungsvielfalt für das Gelingen der Energiewende 

Deutschland hat sich im Klimaschutzgesetz (KSG) das Ziel gesetzt, bis 2045 Klimaneutralität zu erreichen. Die politischen Weichen für die Defossilisierung sind klar gestellt: Energieanwendungen sollen weitgehend elektrifiziert werden. Industrielle Prozesse, die nicht oder nur schwer elektrifizierbar sind, sollen zudem auf grünen Wasserstoff umgestellt werden, der auch als Back-up-Option im Stromsektor zur Versorgungssicherheit beitragen soll. Eine Fokussierung auf Elektrifizierung und grünen Wasserstoff allein wird allerdings nicht ausreichen, um das gesetzte Ziel der Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen. So werden unter anderem für die ländlichen Regionen, die sich über das gesamte Bundesgebiet verteilen und trotz ambitionierter Ausbauziele für Stromnetze und dem geplanten Wasserstoffkernnetz auch perspektivisch noch netzfern bleiben werden, zusätzliche Lösungsoptionen benötigt. 

Synthetische und nachhaltige Brennstoffe, wie rDME, sind eine wichtige ergänzende Defossilisierungsoption 

Ergänzende Defossilisierungsoptionen wie synthetische und erneuerbare Kraft-/Brennstoffe können einen wichtigen Beitrag für eine vollständige Defossilisierung aller Sektoren und Regionen leisten. Eine dieser Optionen ist erneuerbarer Dimethylether (rDME). Dieses CO2-arme Flüssiggas kann als Energieträger insbesondere in Gebieten eingesetzt werden, in denen eine erneuerbare Energiebereitstellung über leitungsgebundene Energieträger wie Strom oder Wasserstoff nicht möglich ist, wie z.B. in netzfernen ländlichen Gebieten. Aufgrund ähnlicher physikalischer Eigenschaften kann rDME beispielsweise ohne oder mit nur geringen Anpassungen in der bestehenden Infrastruktur für fossiles Flüssiggas eingesetzt werden. Auch als emissionsarme Alternative zu anderen dezentral nutzbaren Energieträgern wie Heizöl eignet sich rDME. 

rDME kann aus Biomasse, Abfällen (v.a. Siedlungsabfälle/Klärschlamm) oder mit grünem Wasserstoff und CO2-Abscheidung hergestellt werden. Je nach Herstellungsweg lassen sich die CO2-Emissionen im Vergleich zu fossilem Flüssiggas um bis zu 64-97 Prozent und im Vergleich zu Heizöl um 68-98 Prozent reduzieren. rDME kann zudem regional produziert werden und ist aufgrund der lokalen Verfügbarkeit der Ausgangsstoffe unabhängig von internationalen Lieferketten.  

Unsere Studie zeigt, dass das signifikante Nachfragepotenzial für rDME durch lokale Produktion gedeckt werden kann 

Frontier Economics hat im Rahmen einer Studie für die PRIMAGAS Energie GmbH das Potenzial von rDME untersucht, einen Beitrag speziell zur Wärmewende zu leisten. Die Studie zeigt: 

  • Bis 2045 könnten mindestens 1,2 Mio. Heizungen in Privathaushalten auf rDME umgestellt werden, für die keine andere sinnvolle Defossilisierungsoption besteht. Dadurch könnte ein Nachfragepotenzial von mindestens 1,8 Mio. t rDME pro Jahr entstehen.  
  • Die jährlichen CO2-Emissionen dieser Heizungsanlagen können bis 2045 um rund 85 % reduziert werden. 
  • Durch den Einsatz von rDME in weiteren Sektoren, zum Beispiel in der industriellen Prozesswärme, kann zusätzliche Nachfrage entstehen. 
  • Das heimische Produktionspotenzial für rDME reicht bei Weitem aus, um den Mindestbedarf an rDME für die Wärmeversorgung zu decken. 

rDME braucht einen fairen Marktzugang, um den Klimabeitrag zu realisieren 

Damit die Potenziale realisiert werden können, bedarf es jedoch regulatorischer Rahmenbedingungen, die rDME in einen fairen Wettbewerb mit anderen Dekarbonisierungsoptionen stellen. Nur dann werden sich Investitionen in den Aufbau von Produktionskapazitäten lohnen und sich die Wertschöpfungskette mit ihren Arbeitsplätzen in Deutschland ansiedeln. Dabei geht es explizit nicht darum, den Markthochlauf von rDME durch Fördermaßnahmen zu unterstützen. 

Der regulatorische Rahmen muss mindestens die folgenden Bedingungen erfüllen, damit rDME einen Beitrag zur Klimawende leisten kann: 

  • Anrechenbarkeit im Gebäudesektor und der Industrie sicherstellen 
  • Anerkennung speziell im Gebäudeenergiegesetz (GEG) regeln 
  • Abfallhierarchie stärken 
  • Klarheit über die Zukunft des EU ETS  schaffen 

Die Umsetzung der Handlungsempfehlungen verbessert die regulatorischen Rahmenbedingungen für rDME und ermöglicht es, dessen potenziellen Klimabeitrag zu realisieren.

So kann rDME als relevanter Puzzlestein zum Gelingen der Energiewende beitragen.  

Mehr über unsere Erkenntnisse lesen Sie in unserer Studie für die PRIMAGAS Energie GmbH hier.